Im TSV München-Ost trainieren wir eine selbstverteidigungsorientierte Form des Karate, bei der Techniken des Shotokan mit möglichst einfachen und deshalb zuverlässigen Techniken anderer Kampfsysteme kombiniert werden. Ziel des Trainings ist es, sich selbst richtig einzuschätzen, Gefahrensituationen zu erkennen und sich ihnen nach Möglichkeit zu entziehen. Wir üben frühzeitig auszuweichen oder zu deeskalieren, rechtzeitig zu fliehen und nur im äußersten Notfall zu kämpfen.
Da es zu Angriffen mit Waffen kommen kann, üben wir auch die Verteidigung gegen Messer- und Stockangriffe und gelegentlich auch gegen die Bedrohung durch Schusswaffen. Ein illusionsloser Blick auf diese Themen zeigt sehr schnell, dass Vermeidung, Deeskalation und Flucht immer die besseren – und oft die einzigen – Lösungen darstellen. Selbstüberschätzung hat im Selbstverteidigungstraining keinen Platz. Kritisches und selbstkritisches Denken sind dagegen unabdingbar.
In einer Selbstverteidigungssituation ist es immer am Wichtigsten - und unter massivem Stress oft am Schwierigsten - die Situation richtig einzuschätzen und entsprechend die richtigen Prioritäten zu setzen. Technik ist da zunächst zweitrangig. Besser man tut das im jeweiligen Kontext Richtige etwas unvollkommen als das Falsche in technischer Brillanz.
Obwohl wir mögliche Angriffsszenarien sehr ernst nehmen, wollen wir nicht paranoid durch das Leben gehen, sondern wach, interessiert und friedlich. Glücklicherweise leben wir in München sehr sicher und angenehm. Wir müssen unser Training deshalb nicht in erster Linie als Vorbereitung auf einen Ernstfall begreifen, sondern können es auch als Bewegungslehre, als gesundes Fitnessprogramm, als spirituelle Übung und als angenehmes Gemeinschaftserlebnis genießen. Alle diese Aspekte sind gleichermaßen wertvoll. Keiner dieser Aspekte widerspricht unserer selbstverteidigungsorientierten Auswahl an Übungsthemen.
Als Mitglieder in einem Sportverein betreiben wir kein klassisches Dojo. Trotz aller Disziplin beim Üben gibt es deshalb bei uns kaum strenge Formalien zu beachten. Wer einen Karate-Anzug anziehen will, tut das, aber normale Sportkleidung reicht völlig aus. Mattenschuhe sind aus hygienischen Gründen und zur Verletzungsprävention empfehlenswert. Graduierungen in Karate sind zwar möglich, aber nicht zwingend. Jeder darf und muss selbst entscheiden, ob er sich als Karateka oder als Freizeitsportler verstehen und entwickeln will. Wir bewerten das nicht.
Da unsere Trainingszeiten sehr begrenzt sind, wünschen wir uns allerdings eine möglichst regelmäßige Teilnahme am Unterricht. Für Erwachsene mit familiären und beruflichen Verpflichtungen ist das nicht immer machbar. Deshalb ist es empfehlenswert, zu Hause die wichtigsten Grundtechniken des Karate zu üben, um jederzeit wieder problemlos beim Gruppenunterricht einsteigen zu können. Prinzipiell hängt der Fortschritt wie beim Erlernen eines Musikinstrumentes sehr stark davon ab, wie viel Zeit des Eigenübens zu Hause investiert wird. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer übernimmt selbst diese Verantwortung.
Unser Ansatz ist pragmatisch, kritisch und integrativ. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Kampfsport/kunst- oder Selbstverteidigungsgruppen, da wir immer weiter lernen wollen. Wer an unserem Unterricht als Ergänzung zu anderen Kampfkunstaktivitäten teilnehmen will, ist ebenfalls herzlich willkommen.